Pre-Pre Season 2020

Bereits im Oktober waren die Verhältnisse sehr winterlich und es fiel einiges an Neuschnee. Die ersten Powderturns waren ein Genuss! Der November ist eine Übergangszeit. In den letzten Tagen waren die Temperaturen über dem langjährigen Schnitt für diese Jahreszeit. Der Schnee in der Höhe hält sich jedoch erstaunlich gut.

Wie sieht es denn zur Zeit aus auf dem Titlis? Was machen wir (Piers, Tobi & Dani) in der sogenannten Pre-Pre Season (Vor-Vor Saison)?

Tobias, wie sind die aktuellen Verhältnisse auf dem Gletscher am Titlis?

„Die Bedingungen auf dem Gletscher sind für November gut. Zu Beginn der Saison muss man ein besonders vorsichtig sein. Es gibt offene Gletscherspallten und es kann schwache Schneebrücken geben.

Die Schneemenge oberhalb von 2400 ist bereits ziemlich gut. Durch die Warmwetterphasen sind die Oberflächen Verhältnisse ein wenig „interessant“. Aber das legt sich mit dem nächsten Schneefall.“

Impressionen vom Gletscher 17.11.20

Sind die Skilifte & Pisten geöffnet?

Die Titlisbergbahnen von Engelberg bis zum Klein Titlis sind geöffnet. Der Gletscherskilift und der Ice-Flyer und dessen Pisten auch. Die Roteggabfahrt nach Stand ist gerade so „fahrbar“ aber offiziell geschlossen. Achtung fiese Steine!

Was kann ich bereits machen?

Vor einigen Wochen sind die ersten Steinberg bis Trübsee gefahren. Dies ist zur Zeit nicht mehr möglich, da unten zu wenig Schnee liegt. Die Skitour vom klein zum Gross Titlis ist gut. Eine tolle Trainingsrunde mit atemberaubender Aussicht. Die Pisten laden ein, um an deiner Skitechnik zu feilen und zu spielen. Sie sind hart aber griffig.

Was ist mit den Gletscherspalten neben den Pisten?

Ob es Sinn macht, den Gletscher bereits im Oktober, November, Dezember zu befahren will ich nicht diskutieren. Da gehen die Meinungen auseinander und das muss jeder selber für sich selber entscheiden. Klar ist; unter dem Schnee hat es an verschiedenen orten Spalten. Zum Teil sind sie offen und sichtbar, zum Teil mit Schneebrücken bedeckt. Genau diese Spalten wo man wegen dem Schnee nicht mehr sieht, können heimtückisch sein. Wie gut diese Spalten halten, kann man nicht beurteilen.

Ist das nicht gefährlich?

Dani: Ganz offene Spalten sind in meinen Augen nur wenig gefährlich. Da sieht man ja, wo man nicht hinfahren sollte. Im Herbst liegt oft nur wenig Schnee, und die Brücken über die Spalten können schwach sein. (Muss nicht unbedingt sein). Beim Überqueren einer nicht sichtbaren Spalte oder im Randbereich einer sichtbaren Spalte, kann die Schneebrücke einstürzen und du fällst herunter. Das ist unbedingt zu vermeiden, den die Dinger sind z.T. verdammt tief und die Landung bestimmt nicht weich!

Im Herbst/Frühwinter empfehle ich grundsätzlich Verzicht oder grosst möglichste Sorgfalt beim Skifahren abseits der Pisten auf dem Gletscher. Im weiteren das Tragen eines Klettergurtes und das mitführen von einem kleinen „Gletscher McIver“ Set. Dies ist eigentlich Standard auch im Hochwinter/Frühling sobald man auf dem Gletscher fährt. Warum das in Engelberg niemand macht, weiss ich nicht genau.

Es macht natürlich auch Sinn, den Gletscher mal im Sommer/Herbst vor dem ersten Schneefall ganz „nackt“ zu sehen. So weisst du besser, wo die Spaltenzonen gerade sind.

Solange du die Skis/Snowboard an deinen Füssen hast, ist die Unterstützungsfläche um einiges grösser und die Wahrscheinlichkeit eines Sturzes kleiner. Aber wehe du verlierst ein Ski und gehst zu Fuss zurück nach oben über eine labile Schneebrücke…

Impressionen Übung Rettung Spaltensturz (Dezember 2019):

Harter Schnee und vereiste Stellen sind für mich aber fast das grössere Risiko. Auch der beste Skifahrer stürzt ab und zu oder seine Bindung versagt. Fällst du in nur mässig steilem Gelände hin, rutscht du brutal schnell nach unten. Achte darauf, was unter dir ist, Absturzgefahr möglich!

Auffallend sind auch, dass  beim ersten richtigen Schneefall im der Vorsaison regelmässig zu Lawinenunfällen kommt. Diese z.T. leider auch mit fatalen Folgen. Der Ursprung kann vielseitig sein. Oft sind aber nur wenige, eher kleinere Schichten vorhanden welche je nach dem gut auslösbar sind. Zudem kann man das Gebiet am Titlis meistens noch nicht als „vielbefahren“ bezeichnen. Es gilt somit das Lawinenbulletin in der Vorsaison im Freeridegebiet anders zu interpretieren, als später in der Hauptsaison wenn jeden Tag hunderte Freerider den Berg umwälzen. Nimm dich in acht, dass du in der Vorsaison nicht blind deinen „Routinen“ und Erfahrungen folgst, welche du dir in den letzten Jahren in der „normalen“ Saison aufgebaut hast.

Was macht ihr zur Vorbereitung in die Wintersaison?

Piers: „Biken, Wandern, Campen und Spass am Leben sind für mich ideale Vorbereitung.
Ich fahre in der Regel auch den ganzen Sommer durch Ski in Südamerika.  Wegen speziellen Zeiten verfällt die normale Vorbereitung auf die Wintersaison ein wenig bei mir.“

Tobias: „Ich mache Krafttraining und viel Trailrunning. Wenn das Wetter und die Bedingungen es erlauben, bin ich auf den ersten Skitouren unterwegs und/oder natürlich beim Bergsteigen/Klettern.“

Dani: „Auf den Winter bereite ich mich mit so vielen Aktivitäten in den Bergen wie möglich vor. Klettern an der Sonne oder Pickeln in gefrorenen Grass/Eis im Schatten. Meine Lieblingsdisziplin zur Zeit ist Hike&Fly. Mit leichter Ausrüstung wanderst oder rennst du auf einen Gipfel und fliegst mit dem Gleitschirm retour ins Tal. Genial!“

Piers, Was macht ein Ski-Pro im Sommer?

„Den grössten Teil des Sommers verbringe ich seit 10 Jahren in Südamerika wo ich in der wunderschönen Region von San Carlos de Bariloche in Argentinien verweile. Somit erlebe ich pro Jahr zwei Winter Saisons. In Argentinien arbeite ich in einem Freeride Camp wo ich mein know-how, tips und die Leidenschaft des Freeridens mit Leuten teile.

Diesen Sommer war jedoch eine Ausnahme und ich bin dieses Jahr nicht in den Süden verreist. Somit freue ich mich dieses Jahr einfach brutal auf den Winter überhaupt und das Ski fahren.“

Tobias, wie war dein Sommer?

„Ich arbeite normalerweise im Sommer viel als Bergführer und habe die ganzen Alpen als mein Arbeitsfeld. Ich führe viele 4000er-Gipfel, ich mache Felskletter- und viele verschiedene Arten von Kletter- und Bergsteigerkursen.“

Wie sieht deine Corona-Powder Maske für den Winter 2021 aus?

Tobias: „Ich werde eine „custom-made“ Gesichtsmasken haben, die zu der Skikleidung passen. Logisch ;)!“



Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.